Grundlegende Kriterien für die Szenarioplanung in KMU
Strategische Vorausschau und Szenarioplanung sind eng miteinander verbunden, da beide Methoden darauf abzielen, zukünftige Entwicklungen und Unsicherheiten systematisch zu untersuchen und zu bewerten. Strategische Vorausschau bietet einen umfassenden Überblick über mögliche langfristige Zukunftstrends, während die Szenarioplanung diese Erkenntnisse nutzt, um detaillierte und strategische Zukunftsszenarien zu entwickeln.
Szenarienplanung …
- als agiles Werkzeug ermöglicht es insbesondere der Managementebene von KMUs, zukünftige Unsicherheiten zu erkennen und geeignete Aktionspläne zu entwickeln, um auf Veränderungen zu reagieren und sich bietende Chancen zu nutzen.
- ist wichtig, um zu verstehen, wie sich Störungen auf strategische und operative Entscheidungen im Unternehmen auswirken, um damit effektive Veränderungen im Team oder in der Organisation einzuleiten.
- für Ihr eigenes Unternehmen umfasst verschiedene Schritte, für die unterschiedliche Informationen und Unternehmensdaten benötigt werden.
- betrifft nicht nur strategische Entscheidungsträger, sondern auch verschiedene Bereiche wie Innovationsmanagement, Organisationsentwicklung und Wissensmanagement.
- verfügt über verschiedene Modelle zur angemessenen Bewertung der dynamischen Foresight-Aktivitäten einer Organisation. Eines der etabliertesten Modelle ist das Organizational Future Orientation Model von Rohrbeck (2010) mit den fünf Dimensionen „Nutzung von Informationen“, „Methoden der Integration“, „Menschen und Netzwerke“, „Organisation“ und „Kultur“.
Grundlegende Kriterien auf der Grundlage von Planungsschritten
1. Aufgabenanalyse
DEFINITION VON THEMA, ZIEL UND ZEITHORIZONT
- Warum: Was wird betrachtet?
- Wie: Erforderliche Unternehmensinformationen für das Szenariofeld wie Unternehmen, Produkte, Branche, Technologie, Daten, etc.
- Was: Definition des Themas oder der Szenariofrage, klare Zielsetzung und Zeithorizont für den Szenario-Planungsprozess.
2. Einflussanalyse
IDENTIFIZIERUNG VON TRENDS UND UNSICHERHEITSFAKTOREN
a. Identifizierung grundlegender Trends
- Warum: Was beeinflusst die Entwicklung?
- Wie: Erforderliche Unternehmensinformationen zu den Einflussfaktoren Politik, Recht, Technologie, Umwelt, Wirtschaft, Infrastruktur, etc.
- Was: Identifikation von unabhängigen, aber relativ sicheren Trends mit starkem Einfluss auf die Zukunft.
b. Identifizierung kritischer Unsicherheitsfaktoren
- Warum: Welche Einflussfaktoren sind besonders wichtig?
- Wie: SWOT-Analyse und erforderliche Unternehmensinformationen zu Schlüsselfaktoren
- Steuergesetze, Infrastruktur, Preise & Ressourcen, Wettbewerb, etc.
- Was: Identifizierung von Schlüsselfaktoren oder Unwägbarkeiten, die zukünftige Entwicklungen beeinflussen. Dabei kann es sich um interne oder externe Faktoren handeln.
3. Trend-Projektion
IDENTIFIZIERUNG VON EINFLUSSFAKTOREN UND ENTWICKLUNG VON SZENARIEN
a. Identifizierung von Deskriptoren (Einflussgrößen)
- Warum: Welche Indikatoren zeigen, wie sich Schlüsselfaktoren verändern könnten?
- Wie: Erforderliche Unternehmensinformationen für Deskriptoren
- Höhe der Steuervergünstigungen pro Jahr, Anzahl und Ausstattung der Infrastruktur, Preise für Ressourcen, Marktanteile der Wettbewerber usw.
b. Entwicklung von Szenariengrundlagen und Entwürfen
- Warum: Wie könnten sich die Indikatoren und Deskriptoren ändern?
- Wie: Erforderliche Unternehmensinformationen zu Schlüsselfaktoren
- Veränderungen (keine, gering, hoch), Ausstattung (selten, überall vorhanden), Preise (fallend, gleich, steigend), Marktanteile (Wettbewerber dominieren, wenige sind aktiv, Markt ist fragmentiert) etc.
- Angebots-Nachfrage-Analyse mit Bedarfsanalyse für Effektivität, Risiko- und Chancenanalyse für Planungssicherheit
- Was: Entwicklung einer Vielzahl von Szenarien, die unterschiedliche Kombinationen von Trends und Unsicherheiten abbilden. Erstellung von vielfältigen, widersprüchlichen und plausiblen Szenarien.
4. Alternativen-Bündelung
ENTWICKLUNG VON STRATEGISCHEN OPTIONEN
- Warum: Welche Trendprojektionen würden zusammenpassen? (Konsistenzprüfung)
- Wie: Erforderliche Unternehmensinformationen für alternative Bündelung
- Prüfung mit Konsistenzmatrix oder Vergleich (Passung, Günstigkeit, Verstärkung vs. Nichtpassung, Ausschluss, Widerspruch)
- Was: Entwicklung von Optionen für jedes Szenario mit Priorisierung und Identifizierung der Treiber für jede Unsicherheit. Ziel ist es, alternative Annahmen zu bündeln, die miteinander konsistent sind.
5. Szenario Interpretation
ANALYSE DER STRATEGISCHEN IMPLIKATIONEN
- Warum: Wie lassen sich die Projektionen zu einem Gesamtbild der einzelnen Trendprojektionen (=Szenario) zusammenfassen?
- Wie: Einsatz von Szenariotechniken und Rückgriff auf vorhandene Unternehmensinformationen
- Was: Detaillierte Beschreibung der Szenarien und deren Bewertung anhand ihrer Relevanz und Wahrscheinlichkeits-Priorisierung der Szenarien nach ihrer Bedeutung für die Unternehmensstrategie.
6. Konsequenz-Analyse
IDENTIFIZIERUNG VON CHANCEN UND RISIKEN
- Warum: Welche Chancen und Risiken lassen sich für das Unternehmen ableiten?
- Wie: Risiko- und Chancenanalyse (Konsequenzenanalyse) auf der Grundlage von Unternehmensinformationen
- Was: Identifikation der mit jedem Szenario verbundenen potenziellen Risiken und Chancen. Ableitung der Konsequenzen für die notwendigen Maßnahmen im Rahmen der Ziele und Unternehmensstrategien.
7. Disruptive Ereignisse
ERKENNEN VON INTERNEN UND EXTERNEN ENTWICKLUNGEN
- Warum: Welche Entwicklungen könnten die entwickelten Szenarien nachweislich beeinflussen?
- Wie: Durchführung einer Störereignisanalyse zwischen Unternehmen und Szenario
- Was: Erkennen möglicher externer und interner Entwicklungen, die sich negativ oder positiv auf die Szenarien auswirken können. Ableitung von Schlussfolgerungen für reaktive oder präventive Maßnahmen.
8. Szenario Transfer
UMSETZNG DER SZENARIEN
- Warum: Wie können die Szenarien im Unternehmen umgesetzt werden?
- Wie findet die Zusammenarbeit und der Diskurs im Team statt?
- Wie: Entwicklung von Aktionsplänen und Leitbildern für die Unternehmensstrategie
- Was: Umsetzung von Strategien und Aktionsplänen mit kontinuierlicher Überwachung von Maßnahmen und Anpassungen, die beim Eintreten des jeweiligen Szenarios ergriffen werden können (über Frühwarnsysteme). Der gesamte Prozess der Szenarioplanung kann nur kollaborativ und mit verschiedenen Funktionen innerhalb der Unternehmensleitung durchgeführt werden.
Schwartz (1991), Rohrbeck & Kum (2018), Chermack (2011), Gartner (2020)